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Geschichte der Trommelberegnungsmaschine

Für den geneigten Leser wird in den folgenden Zeilen die Historie der Beregnungsmaschine aufgezeigt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Seit den frühesten Tagen der Feldberegnung im England des 19. Jahrhunderts sind Schlauchleitungen ein zentraler Bestandteil von Beregnungssystemen. In fast allen Phasen der Evolution der Beregnungstechnik griffen Erfinder und Anwender gern auf flexibleLeitungen zurück, da letztere ohne Unterbrechung der Wasserzufuhr eine weitestgehend kontinuierliche Beregnung an den ständig wechselnden Orten des Bedarfs ermöglichen. Diese Schlüsselrolle sollte den in technologischer Hinsicht eher unscheinbaren, aber konzeptionell äußerst bedeutsamen flexiblen Leitungen auch in der nach dem Zweiten Weltkrieg beginnenden Ära der Automatisierung der Feldberegnung zukommen. Denn ab 1960 veränderten sich in allen großen Industrienationen die Rahmenbedingungen für eine rentable landwirtschaftliche Produktion zusehends, indem die Preise für Energieträger allmählich anzogen und immer mehr Arbeitskräfte in andere, höher entlohnte Beschäftigungsverhältnisse abwanderten. Wie die Agrartechnik insgesamt so reagierte auch die Beregnungstechnik angesichts solcher Entwicklungen mit entsprechend darauf abgestimmten Innovationen. Ein Ansatz bestand darin, die im Zuge des Vorschubs von Beregnungsgerät unvermeidbaren Unterbrechungen der Wasserzufuhr an der Schnittstelle “Wasserzuleitung/Wasserverteilung (Hydrant)“ zu reduzieren oder gar völlig zu eliminieren. Dabei erinnerte man sich auch wieder des anwendungstechnischen Konzepts der flexiblen Leitung.

Im Vergleich zu Lösungen, die einen starren Anschluß der wasserverteilenden Anlagenkomponente mittels Rohr direkt am Hydranten vorsehen, erlaubt eine flexible Verbindung zum Zuleiter grundsätzlich einen kontinuierlichen Vorschub des Beregnungs­geräts. Letzterer erleichtert und reduziert den mit der landwirtschaftlichen Beregnung üblicherweise einhergehenden hohen Arbeitsaufwand erheblich. Darüber hinaus hat er auch bedeutende bewässerungstechnische Vorzüge, die sich u.a. in einer gleichmäßigeren Wasserverteilung im Feld bemerkbar machen. Vor allem aber definiert diese Art der Wasserüberführung vom Zuleiter in den mobilen Anlagenteil den Grad der Automation des gesamten Systems - und ist damit quasi das Nadelöhr jeglicher Mechanisierung und Automatisierung in der Feldberegnung! Dies gilt insbesondere für die in Europa bei weitem am häufigsten anzutreffende Beregnungstechnologie - die Trommelberegnungsmaschine.

Als Trommelberegnungsmaschine bezeichnet man gemeinhin ein mobiles Gerät für die Feldberegnung, welches einen Großregner oder Doppelträgerregner während des Beregnungsvorgangs an einer flexiblen Leitung kontinuierlich und voll-automatisch über eine der Leitungslänge entsprechende Entfernung quer zum am Feldrand befindlichen Zuleiter voranbewegt, während es gleichzeitig die flexible Leitung selbsttätig auf eine Trommel wickelt. Die Automation des Regnervorschubs beruht dabei nicht auf einem direkten, aktiven Antrieb des Wasserverteilungsorgans selbst, sondern man nutzt die maschinisierten Arbeitsabläufe, die die Überführung der großvolumigen flexiblen Leitung in einen transportfertigen Zustand automatisieren, für einen passiven Vorschub des ununterbrochen in Betrieb befindlichen Regners.

Aus technologischer Sicht bedarf es diesbezüglich vor allem einer Trommel und einer speziellen Wasserführung im Gerät selbst, die eine dauerhaft dichte Überleitung des Wassers durch die bewegliche Trommelachse hindurch gewährleistet, des weiteren einer flexiblen wickelbaren Leitung, sowie eines im Gerät integrierten Trommelantriebs, der zumeist ohne eigene Kraftmaschine auskommt, indem er seinen Energiebedarf aus dem unter hohem Druck zugeführten Wasserstrom deckt. Ein weiteres wesentliches Merkmal von Trommelberegnungsmaschinen ist die Mobilität der gesamten technologischen Einheit, so daß mehrere, u.U. weit auseinander liegende Teilflächen nacheinander beregnet werden können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ausgerechnet die Chemische Industrie den Anlaß liefern, sich in der Feldberegnung mit dieser mechanisierten Handhabung großer flexibler Leitungen intensiv auseinanderzusetzen, denn man hatte das Polyethylen (PE) entdeckt - einen Rohstoff, aus dem sich flexible Rohre mit äußerst widerstandsfähiger stabiler Wandung herstellen lassen, deren Fließquerschnitt im Gegensatz zu Schlauch­leitungen auch ohne Wasserfüllung, Innendruck und Drahtversteifung weitestgehend erhalten bleibt. Aus dieser Eigenschaft leitete sich schließlich die neue technische Bezeichnung "wickelbare Rohre" ab, die viele veranlaßte, nunmehr auch von Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen zu sprechen, um den wesentlichsten Unterschied zu den bereits bekannten Schlauchtrommel-Beregnungsmaschinen hervorzuheben.

Einer der interessantesten Einsatzbereiche für PE-Rohre bietet sich in der Wasserversorgung, denn das ungiftige, nahezu inerte Material ist ein idealer Werkstoff für Trinkwasserleitungen. Zu diesem Zweck werden aus dem eingeschmolzenen Rohstoffgranulat Rohrstränge in großen Längen extrudiert und noch während des Produktionsprozesses auf Trommeln gewickelt, so daß nach dem Abstreifen sog. "Ringbunde" mit bis zu 1000 m Rohr entstehen. Diese Art der Fertigung und Konfektionierung kam zunächst den Bemühungen um Kostensenkung und Arbeits­erleichterung im Rohrleitungsbau sehr entgegen, denn das PE-Rohr ließ sich ohne zeitraubendes Ausrichten und Kuppeln zügig verlegen. Häufig wurden die Leitungen mithilfe einfacher, auf Fahrgestelle montierter Haspeln aus Holz oder Metall direkt über oder neben der Trasse abgerollt. Einzigartige Materialeigenschaften und der erheblich reduzierte Installationsaufwand machten das PE-Rohr sogleich zu einem sehr attraktiven Produkt für die gesamte Wasserwirtschaft, und bis Ende 1956 hatte man europaweit bereits über 30.000 km verlegt.

Auch die Landwirtschaft geriet alsbald in den Focus der Industrie, denn das Marketing wurde schon zu Beginn der 50er Jahre durch Werbematerial unterstützt, welches zusätzlich zur ortsfesten Unterflur-Installation andere Anwendungsformen für PE-Rohre skizzierte, wobei man zunächst an saisonal verlegte oberirdische Wasserleitungen auf Hofstellen, Viehweiden und Campingplätzen dachte. Damit war erstmals die Idee geboren, ein PE-Rohr nur vorübergehend zu verlegen, um es bei Bedarf jederzeit an anderer Stelle erneut einzusetzen. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, wie ein zuvor ausgelegtes PE-Rohr wieder aufgenommen werden sollte. Für Lagerung, Transport und Auslegen des gewickelten PE-Rohrs gab es zwar schon besagte mobile Rohrhaspeln, bei denen aber ein Aufspulen des PE-Rohrs hätte von Hand erfolgen müssen - zugegebenermaßen ein äußerst mühsames Unterfangen. So dürfte die von der Industrie propagierte saisonale Nutzung von PE-Rohren zumindest bis 1955 nur auf dem Papier existiert haben, denn sie ist in alten Prospekten nur in schematisierter Form, nicht aber fotografisch dokumentiert.

Der Ingenieur Josef Brand aus Duisburg hatte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Bergbau-Zulieferbetrieb aufgebaut, dessen Warensortiment auch für Schachtanlagen benötigte PVC- und PE-Rohre umfaßte. Letztere bezog Brand zunächst von der niederländischen Firma Draka, so daß ihm zwischen 1948 und 1953 Prospektmaterial zugegangen sein muß, in dem das PE-Rohr nicht nur als Trinkwasserleitung beworben wurde, sondern in dem auch o.g. neue Anwendungsbeispiele und Nutzungsformen des wickelbaren PE-Rohrs aufgezeigt wurden. Brand hatte früh die besondere Bedeutung von Kunststoffrohren für die Landwirtschaft erkannt und erwog schon im Jahre 1953, seine dem Bergbau angebotenen PVC- und PE-Rohre nun auch einem landwirt­schaftlichen Kundenkreis näherzubringen. Hierfür erwarb er im strukturschwachen Westerwald einen Firmenmantel mit Namen "Schlehbusch" und gründete darunter sein neues Unternehmen. Nachdem ein Jahr später der Ingenieur Ortwien Konegen hinzugestoßen war, begann man sich erstmals der Feldberegnung zuzuwenden und Schnellkupplungsrohre aus heimischem PVC zu vertreiben, die als "System Zimmer" bekannt wurden und bis Ende der 50er Jahre in der deutschen Feldberegnung ihren festen Platz hatten.

Um von Zulieferern unabhängiger zu werden, gründete Brand 1956 - ebenfalls im Westerwald - ein zweites Unternehmen, die "Kunststoffwerke Höhn", in denen man ab 1957 auch mit der Fertigung von PE-Rohren begann. Letztere wurden unter dem Namen "Brandalen" in den Handel eingeführt, und dank der regen Nachfrage der Wasserwirtschaft nach Trinkwasserrohren stieg die Produktion von Jahr zu Jahr stetig an. Brand und Konegen erlahmten trotz dieses großen geschäftlichen Erfolgs nicht in ihrem Bemühen, das PE-Rohr über die Firma Schlehbusch auch in die Praxis der Feldberegnung einzuführen, und bereits ab 1957 begann man in der deutschen Landwirtschaft - zunächst noch ganz vereinzelt - PE-Rohre als einfache Zuleiter in Reihenberegnungsanlagen zu nutzen. Für diese Anwendungsfälle, in denen eine vorübergehende Verlegung des PE-Rohrs üblich und somit eine mechanisierte Handhabung der flexiblen Leitung wünschenswert war, hatte Brands Unternehmen “Schlehbusch“ im Jahre 1957 eine einfache mobile Haspel gebaut (Abbildung 1), die - von einem Schlepper gezogen - über das ausgelegte PE-Rohr in Richtung auf das Rohrende bewegt wurde und dabei die Leitung entsprechend der zurückgelegten Wegstrecke selbsttätig und ohne Zug auszuüben aufnahm. Wenn man genau hinsieht, ist der von der Vorderachse aus beidseitig erfolgende Haspelantrieb über Keilriemen gut zu erkennen. Damit sich das PE-Rohr in gleichmäßigen Lagen auf die Haspel wickelte, mußte der Schlepperfahrer während der Fahrt eine Rohrführungsgabel bedienen, die er langsam über die gesamte Breite der Haspel hin- und herzuschwenken hatte.

Abbildung 1: Einfacher Rohrhaspelwagen der Firma Schlehbusch um 1957 als erste Vorstufe der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine (Foto: Schlehbusch)

Auch wenn es sich nur um wenige Prototypen gehandelt haben sollte, bildet diese unscheinbare Anordnung von wickelbarem Rohr und einfachem Rohrhaspelwagen die erste Vorstufe zur Rohrtrommel-Beregnungsmaschine, denn sie ist das früheste Zeugnis einer tatsächlichen gezielt ortsungebundenen Nutzung des bis dahin nur ortsfest verlegten PE-Rohrs, die das Konzept des "wickelbaren Rohrs" erstmals voll zur Geltung brachte! Die Idee hierzu stammte zwar mit allergrößter Wahrscheinlichkeit von der holländische Firma Draka und wurde mit deren frühen Prospekten dem Unternehmen Schlehbusch quasi "frei Haus" geliefert; aber Brand und Konegen kommt das Verdienst zu, dieses Konzept in die Praxis der Feldberegnung erfolgreich eingeführt zu haben.

Angesichts des bescheidenen Durchmessers der frühen PE-Rohre blieben jedoch bei Herstellern wie Kunden berechtigte Zweifel, daß PE-Rohre die traditionellen Schnellkupplungsrohre aus Stahl in ihrer Anwendung als temporäre Zuleiter je ersetzen könnten, da in der Feldberegnung für gewöhnlich hohe Förderströme vorherrschen. An dieser Einschätzung änderte sich auch dann nichts, als in den späten 50er Jahren PE-Rohre mit Nennweiten bis zu 110 mm auf den Markt kamen. Daher übernahmen deutsche Beregnungsfirmen um 1959 ein neues, der damaligen Praxis der Feldberegnung weit mehr entgegenkommendes Konzept zur Integration des PE-Rohrs, welches 1957 in Südfrankreich entwickelt worden war: PE-Rohre der Größen 50-84 mm eignen sich nämlich aufgrund ihres geringen Gewichts ideal als Regnerleitungen für die zu jener Zeit weit verbreitete Reihenberegnung, so daß Schnellkupplungsrohre aus PE entstanden, die in Längen bis zu 18 m zugeschnitten wurden und damit sowohl das Verlegen als auch den Vorschub von Regnerleitungen spürbar erleichterten. Ansonsten unterschied sich ihre Handhabung aber nicht von derjenigen der Schnellkupplungsrohre aus Stahl, so daß der Umbau der Regnerleitungen trotz Gewichtsreduzierung weiterhin sehr viel Zeit in Anspruch nahm.

Noch bevor der äußerst trockene Sommer des Jahres 1959 die Nachfrage nach beregnungstechnischem Gerät dramatisch ansteigen ließ, hatten die Ingenieure der Firma Schlehbusch daher in konsequenter Weiterführung des Konzepts des "wickelbaren Rohres" ihren frühen Rohrhaspelwagen mit dieser neuen Form der Reihenberegnung kombiniert, indem sie ein ganzes PE-Rohrbund in regelmäßigen Abständen mit schlanken, drehbar gelagerten Abzweigmuffen versahen, an die nach Auslegen des PE-Rohrs Kleinregner unmittelbar oder über Schlauchleitungen angeschlossen wurden. Die Handhabung dieser neuartigen, massiven Regnerleitung erfolgte mit dem o.g. Rohrhaspelwagen (Abbildung 1) in zuvor beschriebener Weise, denn das PE-Rohr blieb trotz der Abzweigmuffen wickelbar. Damit erübrigte sich von nun an ein manuelles Vortragen von Regnerleitungen!

In der Firma Schlehbusch hatte 1960 ein Generationswechsel stattgefunden, so daß dort nun die Ingenieure Brand jr. und Konegen neue Impulse für die Feldberegnung gaben. Angesichts der aus der Praxis immer vehementer vorgebrachten Forderung nach weiterer Arbeitserleichterung hatte Brand jr. im Jahre 1962 für Schlehbuschs mechanisiertes Reihenberegnungsverfahren neue Regnerstative entwickelt und den alten Rohrhaspelwagen mit einem Gelenkwellenantrieb sowie einer automatischen Rohrführung versehen, um das zuvor ausgelegte PE-Rohr samt Regnern nach Beendigung des Beregnungsvorgangs im Stand mit der Haspel aus dem Feld herausziehen (!) zu können (Abbildung 2). Die im Verlauf des Einzugs abzukuppelnden Regner wurden dabei unmittelbar auf dem Grundgerät verstaut. Diese Umrüstung auf einen direkten maschinellen Antrieb machte den Rohrhaspelwagen fortan zu einem mobilen Rohrtrommelgerät.

Abbildung 2: Mobiles Rohrtrommelgerät der Firma Schlehbusch mit Gelenkwellenantrieb für die Reihenberegnung um 1962 als zweite Vorstufe der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine (Quelle: Schlehbusch)

Brand reichte das technologische Konzept des mobilen Rohrtrommelgeräts 1964 zur Patentierung ein, erhielt aber nur einen eingeschränkten Gebrauchsmusterschutz zuerkannt. Mit ihrer einzigartigen Transporthilfe für flexible Regnerleitungen hatte die Firma Schlehbusch jedoch einen Weg aufgezeigt, der sowohl in der Praxis der Feldberegnung als auch von Mitbewerbern unverzüglich aufgegriffen wurde, was die Popularität der Reihenberegnung zu jener Zeit nochmals erheblich steigerte.

Die Innovationsfreude jener Jahre führte Schlehbuschs Ingenieure schließlich auf eine Fährte, die sie der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine den wohlentscheidendsten Schritt näherbrachte. Im Jahre 1966 hatten mehrere Landwirte in der Lüneburger Heide den Beregnungsverband Tetendorf gegründet mit dem Ziel, auf ihren Betrieben anfallende Gülle und Abwässer zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit zu verregnen. Dies war bislang mit den manuell zu vertragenden Regnerleitungen ein äußerst unangenehmes Unterfangen, denn beim regelmäßigen Positionswechsel von Rohren und Regnern wirkten weniger das Gewicht des Materials oder ungünstiges Wetter als vielmehr die unhygienischen Arbeitsbedingungen stark belastend.

Daher begann die Firma Schlehbusch noch im selben Jahr mit der Weiterentwicklung ihres durch das mobile Rohrtrommelgerät mechanisierten Reihenberegnungsverfahrens: Anstatt das PE-Rohr in regelmäßigen Abständen mit Regneranschlüssen zu versehen, beließ man es nun - wie es aus der Fertigung kam - in einem Rohrbund, welches komplett auf die Trommel gewickelt wurde. An das Ende des PE-Rohrs kuppelte man einen Großregner auf Gleitstativ, der mit einer flexiblen Düse ausgerüstet stündlich bis zu 30 m³ Gülle verregnete und aus Gründen der Hygiene im Sektorbetrieb arbeitete (Abbildung 3). Da die Abwasserverregnung nur geringe Niederschlagsmengen von 3-5 mm pro Durchgang erfordert, konnte der Großregner während des Beregnungsvorgangs am PE-Rohr mithilfe des bewährten Gelenkwellenantriebs schnell und kontinuierlich an das Grundgerät herangezogen werden. Diese Kombination von Wasserausbringung und zeitgleichem Aufspulvorgang machte aus dem mobilen Rohrtrommelgerät, das bis dahin nur die Handhabung des PE-Rohrs transporttechnisch unterstützt hatte, nun eine Technologie, die auch auf den Beregnungsvorgang direkten Einfluß nahm.

Abbildung 3: Rohrtrommel-Beregnungsgerät der Firma Schlehbusch mit Großregnerm und Gelenkwellenantrieb für die Abwasserverregnung um 1966 als dritte Vorstufe der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine (Foto: Schlehbusch)

Die erstmalige Vorführung dieses Rohrtrommel-Beregnungsgeräts im Februar 1967 in Tetendorf durch Ingenieure der Firma Schlehbusch war zugleich die Premiere der Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen-Technologie in der Praxis der Feldberegnung! Denn Brands und Konegens neuestes Produkt entsprach in seinen Grundzügen schon weitestgehend dem, was heute unter einer Rohrtrommel-Beregnungsmaschine verstanden wird. So sind folgende charakteristische Merkmale zu nennen:

  • selbsttätiger kontinuierlicher Vorschub eines Einzelregners
  • simultanes maschinisiertes Auftrommeln eines wickelbaren Rohres
  • volle Mobilität der gesamten technologischen Einheit

Einzig der Trommelantrieb war nicht im Gerät integriert und erfolgte nach wie vor mittels Schlepper über eine Gelenkwelle; daher gilt diese Beregnungstechnologie noch nicht als autarke Maschine im engeren Sinne, sondern bildet die dritte, letzte Vorstufe zur Rohrtrommel-Beregnungsmaschine.

Als nun der Sommer 1967 näher rückte, schloß die Firma Schlehbusch die letzte Lücke, die im Hinblick auf das technologische Grundkonzept der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine bis dahin noch bestanden hatte, indem sie den schlepperunabhängigen, automatischen Antrieb der Trommel einführte, womit gleichzeitig auch der Einzug des Großregners automatisiert wurde. Zu diesem Zweck setzte man einen kleinen 24-Volt-Gleichstrommotor direkt auf das Getriebe, den zwei im Grundgerät integrierte 12-Volt-Batterien mit Strom versorgten. Diese relativ simple Aufrüstung machte das mobile Rohrtrommelgerät von nun an sowohl in Bezug auf die Handhabung des PE-Rohrs als auch im Hinblick auf den Beregnungsvorgang zu einer echten, autarken Maschine - eben der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine im wahrsten Sinne des Wortes (Abbildung 4).

Abbildung 4: Erste echte Rohrtrommel-Beregnungsmaschine der Firma Schlehbusch mit Großregner und integriertem elektrischen Trommelantrieb für die Feldberegnung um 1967 (Foto: Schlehbusch)

Angesichts der in der Feldberegnung üblichen großen Niederschlagsmengen, die im Vergleich zur Abwasserverregnung um das 5-10fache höher liegen, war jetzt jedoch eine Umgestaltung des Trommelantriebs zwingend notwendig geworden, da man zur Ausbringung derart hoher Wassergaben - gleiche Zuflußraten vorausgesetzt - mit entsprechend niedrigeren Einzugsgeschwindigkeiten arbeiten mußte. Hierfür bewegte die Trommel den Großregner allerdings nicht langsam und kontinuierlich, sondern schnell und diskontinuierlich in Schritten von jeweils 12,5 m an das Grundgerät heran, denn die Konstrukteure hatten die Getriebeuntersetzung weiterhin unverändert gelassen. In Notfällen und für Wartungsarbeiten bestand jedoch die Möglichkeit, das PE-Rohr wieder mittels Gelenkwelle aufzuwickeln - ein wichtiges Detail, welches sich auch heute noch an Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen findet. Um während des Ausziehens des PE-Rohrs sowie im Beregnungsbetrieb eine größere Standfestigkeit zu erzielen, war die Maschine bereits mit zusätzlichen Stützstreben ausgestattet. Diese berühmte Modellreihe der Firma Schlehbusch ist unter dem Namen "Programm 2000" bekannt geworden - gut zu erkennen am seitlich angebrachten Schaltkasten, in dem sich die gewünschte Niederschlagshöhe durch Veränderung der Standdauer des Groß-regners, d.h. durch Variation der Einschalthäufigkeit des Elektromotors regulieren ließ.

Mit dieser ersten echten Rohrtrommel-Beregnungsmaschine hatte die Firma Schlehbusch der Feldberegnung ein teil-automatisches Großregner-Verfahren zur Verfügung gestellt, welches den Endpunkt einer ganz speziellen Entwicklungsrichtung der Beregnungstechnik kennzeichnet. Denn durch die nunmehr automatisierte und störungsfreie Handhabung einer groß dimensionierten flexiblen Leitung erreichte die Evolution teil-automatischer Einzelregnerverfahren in der Landwirtschaft ein beregnungstechnologisches Niveau, das sich nicht weiter steigern ließ. Der Firma Schlehbusch kommt dabei das Verdienst zu, das technologische Konzept der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine insbesondere infolge der Einbindung des neuartigen PE-Rohrs für die Feldberegnung umgesetztund im Alleingang bis zur Praxisreife vorangetrieben zu haben! Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt war innerhalb der Firma Schlehbusch neben der Familie Brand vor allem der leitende Ingenieur Ortwien Konegen - eine schillernde Persönlichkeit, die noch für weitere 20 Jahre in der Beregnungstechnik immer wieder für Überraschungen sorgen sollte.

Von nun an nahm das Interesse an der Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen-Technologie in Fachkreisen stark zu, und auch an der Entwicklung bisher Unbeteiligte steuerten jetzt Verbesserungsvorschläge bei, um das neue Produkt zu perfektionieren. Trotz der offen zutage tretenden Mängel des elektrischen Trommelantriebs wie unzureichende Batteriekapazität, Motorkurzschlüsse und Brände im Schaltkasten ließ die Firma Schlehbusch ihr Modell "Programm 2000" erstaunlich lange unverändert; auch waren dort keine Bestrebungen erkennbar, die Maschine auf einen schon zu jener Zeit üblichen kontinuierlichen Großregner-Vorschub umzustellen. So stießen andere Entwickler und Konstrukteure allmählich in dieses technologische und beregnungs­technische Vakuum vor – unter anderem auch die Firma HÜDIG.

Wie ehedem der Beregnungsverband Tetendorf beabsichtigte der Abwasserverband Braunschweig Anfang der 70er Jahre, die dort schon seit längerem praktizierte Verregnung von aufbereitetem Abwasser arbeitsextensiver und bedienungsfreundlicher zu gestalten. Zu jener Zeit hatten große Industrieunternehmen der Region viele neue und gutbezahlte Arbeitsplätze geschaffen, die auch auf das Personal des Abwasserverbands eine große Anziehungskraft ausübten. Dadurch wurde es immer schwieriger, die jahraus jahrein erforderliche Verregnung des Abwassers mit den bis dahin üblichen arbeitsintensiven Beregnungsverfahren ohne Störungen aufrecht zu erhalten. Hinzu kam in diesem speziellen Fall noch der Umstand, daß die eher unhygienischen Arbeitsbedingungen der Abwasserverregnung nicht gerade zum langfristigen Verweilen im einmal aufgenommenen Beschäftigungsverhältnis einluden; hieran konnten auch Lohnanreize und sonstige Vergünstigungen nichts ändern. Wie schon so häufig in der landwirtschaftlichen Beregnung kam der entscheidende Impuls zur Innovation daher wieder einmal aus dem Bereich der Abwasserverregnung, deren besondere technische, aber auch soziale Bedingungen eine Verbesserung der Arbeitswirtschaft unumgänglich machten.

In dieser Absicht trat der Abwasserverband Braunschweig im Jahre 1972 an vier deutsche Hersteller von Beregnungsanlagen – darunter auch die Firma HÜDIG – heran und bat um entsprechende Vorschläge. Allen Beteiligten war ziemlich schnell klar, daß nur eine speziell gestaltete Rohrtrommel-Beregnungsmaschineden hohen Erwartungen gerecht werden würde. Während die Firmen Schlehbusch, Wollny und Perrot schon auf einen mehr oder weniger großen Erfahrungsschatz hinsichtlich der Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen-Technologie zurückgreifen konnten, betrat das Unternehmen HÜDIG nunmehr beregnungstechnisches Neuland. Zur Finanzierung ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit erhielt jedoch jede der in die Ausschreibung einbezogenen vier Firmen einen gleichlautenden Förderbetrag, mit dessen Hilfe es den einzelnen Unternehmen binnen kürzester Frist gelang, jeweils eigene Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen bis zur Serienreife zu entwickeln. Perrots spezielles technologisches Konzept des axial beweglichen Trommelschlittens vermochte den Auftraggeber aufgrund der soliden und daher für einen Dauereinsatz gut geeigneten Ausführung schließlich zu überzeugen, so daß der Abwasserverband Braunschweig im Jahre 1973 der Firma Perrot den Zuschlag zur Lieferung einer beträchtlichen Anzahl von Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen erteilte.

Doch auch für die anderen Firmen trug die im Rahmen der Ausschreibung geförderte Entwicklungsarbeit Früchte, denn die in jenen Jahren allgemein positive wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft erzeugte auf den Betrieben angesichts des zunehmenden Mangels an Fachkräften eine außerordentlich hohe Investitionsbereitschaft. Nachdem der Abwasserverband Braunschweig aufgezeigt hatte, wie sich arbeitssparender beregnungstechnischer Fortschritt in größerem Maße gewinnbringend nutzen ließ, erkannte man schließlich auch in der deutschen Feldberegnung den wahren Wert der Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen-Technologie, deren Vorzüge mittlerweile auf zahlreichen Vorführungen im In- und Ausland demonstriert wurden. Selbst ausländische Hersteller drängten jetzt auf den deutschen Markt, nachdem man bereits 1972 auf der DLG-Ausstellung in Hannover erste französische Produkte hatte bewundern können.

Spätestens ab dem Jahr 1976 kann daher die technologische Entwicklung der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine als abgeschlossen gelten. Im Zuge eines ganz Europa erfassenden "Booms" entstand nun eine schier unübersehbare Vielfalt unterschiedlichster Modelle und Baureihen, was jedoch zu keinen nennenswerten, grundsätzlichen Neuerungen mehr führte. Hingegen folgten Verbesserungen im Detail, die vor allem die Handhabung der Maschine sowie Wasser- und Energieeinsparungen betrafen. Diese stetige Optimierung der Rohrtrommel-Beregnungsmaschine hält bis heute an und wird hauptsächlich von technologisch breit aufgestellten soliden Unternehmen der Branche getragen, deren Diversifizierung im Wassersektor sie gegen die Widrigkeiten eines nach wie vor stark volatilen Marktes relativ unempfindlich macht.

 

Verfasser:  Dr. agr. Rolf Hübener, Postfach 1229, D - 31520 Neustadt/Rbge.